
Ubuntu 10.04 Netbook-Edition
Wie letzte Woche bereits angekündigt, steht dieses Wochenende im familiären Kreise eine Hochzeit bevor. Einen weiteren für Freitag typischen Artikel wird es heute leider nicht geben. Die Woche bot nicht genug Gelegenheiten um mich für ein Thema ein zu stimmen und das notwendige Material zu suchen.
Um euch nicht gänzlich ohne neuen Lesestoff zu lassen, hier ein Teil meiner Vorbereitungen für das Wochenende. Da die Fahrt zur Verwandtschaft wieder etliche Stunden andauern wird, musste mein Netbook (ein Eee PC 1000H von Asus) mit genug Unterhaltung für die Reise gefüttert werden. Seit ich dieses Netbook kurz nach Veröffentlichung mein Eigen nenne, teilten sich zwei Systeme die Festplatte. Windows XP das bereits vorinstalliert und eingerichtet mit ausgeliefert wurde, sowie eine frühe Installation des Ubuntu Remix.
Windows kam in der Regel nur dann zum Einsatz wenn ich auf diesem und älteren Browserinstallationen die Darstellung von erstellten Seiten überprüfen wollte. Von der Leistung für die beschränkte Hardware durchaus gut geeignet, ist die nicht angepasste Oberfläche an vielen Stellen ein störender Faktor gewesen. Nicht skalierbare Systemfenster und auf dem Display fast zu kleine Bedienelemente stören im mobilen Gebrauch häufiger.
Der Ubuntu Remix hatte aus Ubuntu 8.04 dieses Manko weitgehend vertrieben. Menüs waren für die Auflösung 1024×600 angepasst, größere Icons in verwaltbaren Menüs erleichterten die Arbeit mit dem kleinen Bildschirm und Trackpad deutlich. Optimal war diese frühe Version allerdings ebenso wenig. Darstellungsfehler im lediglich umgebastelten Layout machten sich immer wieder bemerkbar, viele Fenster passten nicht so recht in den neuen Look. Die Applikationen wie Firefox, Open Office oder Gimp mussten auch erst von Hand kräftig umgebastelt werden. Zahlreiche Leisten für Symbole, Menü und dergleichen nahmen reichlich Platz auf dem ohnehin schon knappen Bildschirm.
Alles neu Mit Ubuntu Netbook-Edition
Anstatt einfach neue Filme und Musikstücke auf die Festplatte zu laden, kam mir der Gedanke für dieses Wochenende dem Netbook eine erste Frischzellenkur zu verpassen. Erfreulicher Weise kam Ubuntu mir bei diesem Vorhaben sehr entgegen und bietet offiziell neben der regulären Desktop-Edition 10.04 LTS eine eigene Netbook-Edition zum Download mit einer Größe von 699 Mb an.
Die Installation des Remix gestaltete sich damals noch etwas störrisch ohne ein verfügbares CD-ROM Laufwerk. Ein einfaches Brennen war ausgeschlossen und die Dateien einfach auf den USB-Stick zu kopieren war nicht möglich. Damals mussten noch Google und Foren bemüht werden um einen USB-Stick entsprechend zu präparieren dass dieser das Image bootfähig auf nahm.
Dem Image der Netbook-Edition liegt hingegen ein entsprechendes Programm direkt bei. Einfach den gewünschten USB-Stick auswählen und schon werden die Daten auf diesen überschrieben. Nun nur noch ans Netbook anschließen und beim ersten Start kann die Installation oder Live-Demo aufgerufen werden.
Achtung: Durch einen Bug weigert sich Ubuntu zu booten und gibt eine Fehlermeldung aus. Um dies zu umgehen, muss bei der Verwendung des Usb-Creator die Option „Discarded on shutdown, unless you save them anywhere“ aktiviert werden.
Im Vergleich zu früheren Versionen hat sich während der Installation wenig verändert. Die Optik ist geringfügig überarbeitet und der Partitionsmanager für manuelle Anpassung etwas intuitiver zu nutzen. Auch unerfahrene Nutzer sollten keine nennenswerten Probleme haben das System zu installieren.
Eine Oberfläche für das Netbook
Nach dem Start und dem für Ubuntu 10.04 typischen Splashloader offenbart sich das System mit einer grundlegend anders aufgebauten Oberfläche. Anstelle eines aufklappbaren Menüs in der Taskleiste und einem leeren Desktop, liegt der Netbook-Edition ein Bildschirm füllendes Programmmenü zu Grunde. In Kategorien unterteilt lassen sich über große Buttons ebenso große Programmicons mit nur einem Klick aktivieren.
Einzig der Scrollbalken passt nicht optimal in das Gesamtbild der überarbeiteten Oberfläche. Etwas breiter hätte er ruhig ausfallen dürfen um ihn schnell und zielsicher zu verwenden. Oder direkt die Menüs so strukturieren dass ein Scrollbalken überflüssig geworden wäre. Leider sind die Scrollbalken eines der großen Mankos in der optischen Gestaltung von Ubuntu 10.04. Durch einen recht geringen Kontrast, fällt es in Anwendungen sehr schwer zu erkennen wo der Balken sich gerade befindet. Die Bildschirmhelligkeit herab zu setzen hilft zwar ein wenig und schon den Akku des Netbooks, ist aber in meinen Augen nur eine unbefriedigende Lösung. Hier wurde Optik eindeutig vor Funktionalität geschoben.
Trotzdem sind die sonstigen Anpassungen gelungen. Die Menüleisten sind im Gegensatz zum Remix etwas zurück gefahren, lassen den Anwendungen mehr Platz für die eigentliche Nutzung. Die notwendigen Programme um unterwegs das nötigste zu erledigen sind Linux-typisch schon nach der Installation einsatzbereit. Bedauerlich finde ich die Entscheidung, den Messenger Pidgin gegen Empathy zu ersetzen. Aber dank dem Softwarecenter und Paketquellen von Ubuntu ein Manko das sich leicht beheben lässt. Auch die notwendigen Codecs um Filme und Audiodateien ab zu spielen sind gewohnt schnell installiert worden.
Interessant ist dass ausgerechnet der Totem-Videoplayer nicht gleich in maximierter Darstellung aufgerufen wird, sondern sich an die Größe des Videos anpasst. Aber zwei kurze Klicks später lassen sich Videos in Vollbild ohnehin viel angenehmer auf dem kleinen Display verfolgen.
Mein erster Eindruck ist durchaus positiv und der Schritt nicht bereut. Auf dem Desktop mag Windows 7 Ubuntu in meinen Augen erst einmal ausgestochen haben. Auf dem Netbook jedoch darf der Pinguin mir weiter mit Freuden auf Reisen Gesellschaft leisten.
Auch ich habe dieses Netbook-Modell. Anstelle der Standardoberfläche habe ich die recht spartanische Fluxbox gewählt, mit 2GB Arbeitsspeicher, einer SolidStateDisk und ausgeschalteter Auslagerungsdatei läuft es flüssiger, als auf manch anderem System.