
Joomla! 3.0 – Erster Eindruck
Das Open-Source-CMS macht in den vergangenen Monaten große Sprünge um sich von festgetretenen Pfaden zu lösen. Ende Januar erst wurde mit einem großen Update ein neuer Meilenstein gesetzt. Die seit Jahren im Einsatz befindliche Grundstruktur wurde generalüberholt präsentiert. Die Versionsnummer sprang ohne Zwischenschritt von 1.7.5 direkt auf 2.5.0, brachte eine bessere Performance, Suchroutinen, Captchas und eine einfachere Update-Funktion. Jetzt, keine zehn Monate später folgte der nächste große Sprung. Mit dem Wechsel auf 3.0.1 legt das Content-Managment-System viele Altlasten ab.
Moderne Oberfläche für Desktop und Smartphone
Bereits mit der Installation werden erste Unterschiede sichtbar. Die Menüstruktur setzt nach Jahren auf eine deutliche Modernisierung und mehrspaltige Formulare. Relevante Informationen und Einstellungen sind gut sichtbar, verstecken sich nicht mehr wie in der Vorgänger-Version hinter geschlossenen Reitern. Verarbeitung und Weiterleitung gehen spürbar flüssiger von der Hand. Darüber hinaus umfasst die Installation über das Webinterface nur noch drei Schritte und bringt mehr Auswahl an optionalen Beispielpaketen mit.
Eine weitere, schon während der Installation ersichtliche Überarbeitung kann mit einem Griff zum Tablet oder Smartphone überprüft werden. Sowohl die Basis-Themes als auch das Backend für administrative Arbeiten passt sich im Sinne des „responsive Webdesign“ an die Größe unterschiedlicher Displays an. Aus mehreren Spalten wird auf kleinen Bildschirmen eine, Schaltflächen werden größer und Inhalte passen ihre Breite dynamisch an. Diese Anpassungen gehen so weit, dass Joomla 3.0 selbst für die hochauflösenden Retina-Displays bereits entsprechende Icon-Grafiken bereit hält.
[section] [column size=“col-12″] [tabs layers=“true“] [tab title=“Control-Panel Joomla 3.0″]
Besser sortiert aber auch spürbar generischer, präsentiert sich das neue Control Panel in Joomla 3.0. Die monochromen Piktogramme werden auf Retina-Displays hochauflösend angezeigt.[/tab]
[tab title=“Control-Panel Joomla 2.5″]
Zum Vergleich das Control Panel in Joomla 2.5. Weniger aufgeräumt, dafür sind Schaltflächen durch farbige Kacheln und Symbole leichter voneinander zu unterscheiden.[/tab]
[tab title=“Template Protostar“]
Schlicht gestaltet und nach den Richtlinien von „Responsive Webdesign“ entwickelt, präsentiert sich das neue Frontent „Protostar“. Dank Grid-Layout lassen sich die Elemente auf mehreren Spalten verteilen.[/tab]
[tab title=“Template Beez3″]
Mit dem zweiten Seiten-Template Beez3 ist zudem noch eine ebenfalls flexible und außerdem barrierefreie Alternative an Bord.[/tab] [/tabs] [/column] [/section]
Minimalistisch und aufgeräumt
Der erste Blick auf das neue Control-Panel fällt ungewohnt aus. Die Zeiten großer Kacheln mit bunten Symbolen sind vorbei. Das Interface von Joomla 3.0 präsentiert sich in einem durchgängigen Stil der auf blaue Elemente und graue Hinterlegungen setzt. Sehr nüchtern, wie ich finde eine Spur zu nüchtern. Gerade für Anfänger waren die bunten Icons in den komplexen Menü-Strukturen eine gute Hilfe um sich zu orientieren. Zumindest in der Standard-Installation wird das simpler illustrierte Interface für Neulinge schwerer zu bedienen sein als bislang. Die Hoffnung auf ein gerade für unerfahrene Anwender einsteigerfreundliches System schmälert sich durch diese Entscheidung deutlich.
Auch als Anwender mit etwas mehr Erfahrung und zahlreichen Dutzend Stunden mit unterschiedlichen Joomla-Installationen ist die Umgewöhnung eine Sache für sich. Die neuen Menüstrukturen erschlagen den Administrator mit einer Fülle an Optionen und Registern. Nach heutigen Maßstäben ungewohnt ist die nach wie vor starre Handhabung, manche Menübildschirme erst dann verlassen zu dürfen, wenn Änderungen explizit gespeichert oder abgebrochen werden. Die übergeordneten Menüpunkte werden in dieser Zeit ausgegraut, lediglich ein Sprung zurück zum Dashboard bleibt als Option.
Trotz dieser zugegeben kleinen und vor allem auf Gewohnheiten basierenden Kritikpunkten, macht das flexible Grid-Layout, basierend auf dem HTML5-Framework Bootstrap eine gute Figur. Die Handhabung geht nach kurzer Eingewöhnung sowohl an einem Desktop-PC als auch einem Smartphone gut von der Hand.
Im Kompfort deutlich zugelegt haben die verschiedenen Sortierfunktionen. Vorbei die Zeiten, in denen Beiträge markiert und mittels Positionierung durch geschaltet oder nummeriert werden mussten. Dank jQuery greift eine Drag&Drop-Funktion, die sich sowohl mit Maus als auch Finger ohne Schwierigkeiten verwenden lässt. In der aktuellen Installation ist aus Gründen der Abwärtskompatiblität noch das alte Mootools-Javascript-Framework enthalten. Langfristig wird dieses aus Joomla verschwinden. Womöglich bereits mit der für März 2013 angesetzten Version 3.1.
Installation und Update
Ein Upgrade einer älteren Version auf Joomla 3.0 ist ohne Probleme realisierbar. Versionen die weiter zurück liegen als 2.5, müssen jedoch erst auf diese Version aktualisiert werden. Mit kleineren Umwegen lässt sich sogar eine Installation von Joomla 1.5 auf den neuesten Stand bringen. Um Joomla 3.0 zu nutzen, werden PHP 5.3.1 und MySQL 5.1 voraus gesetzt.
Neue Entwicklungen und Verbesserungen werden für Joomla 2.5 ab sofort nicht mehr veröffentlicht. Die Langzeitunterstützung läuft allerdings noch einige Monate und wird nach 18 Monaten erst im Juni 2014 enden. Die Unterstützung von Joomla 1.5 endet mit dem Release von Joomla 3.0. Die aktuelle Version und die Update-Pakete werden auf der Projekt-Website als Download angeboten.
Persönliche Meinung
Eine grundlegende Überarbeitung des sehr bekannten CMS war schon lange fällig. Trotz regelmäßiger Updates und neuen Versionen fühlte sich die Bedienung an vielen Stellen an, als würde Joomla seit 2008 auf der Stelle treten. Mit dem Sprung auf Version 3.0 hat sich an vielen Kritikpunkten einiges getan. Wer sich mit dem System tiefergehend auseinander setzt, erkennt die bessere Sortierung und schätzt die kleinen Verbesserung in der Handhabung.
Für meine Projekte wird Joomla aber auch mit Version 3.0 nicht die erste Wahl bleiben. Zu monoton und gleich mutet das neue Interface an. Umständliche Designentscheidungen wurden beibehalten, statt die dynamischen Möglichkeiten vollständig zu nutzen und Nutzereingaben flexibler zu verwalten. Auch an dem in meinen Augen schon immer unnötig sperrigen MCE-Editor hat sich nicht viel getan. Ohne eine tiefer gehende Schulung dürfte kaum ein Laie in der Lage sein, Joomla 3.0 so weit zu bedienen, dass damit eine reibungslose Verwaltung der eigenen Webseite möglich ist.
Für erfahrenere Anwender bleibt Joomla eine gute Alternative, die von Haus aus tiefergehende Möglichkeiten anbietet als WordPress, ohne dabei zu einem komplexen Monstrum wie Typo3 zu verfallen. Die Modernisierung hat dem Open-Source-Projekt gut getan, doch für kommende Updates sehe ich noch zahlreiche Baustellen für die ich seit Jahren auf eine bessere Lösung hoffe.
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