
Ade Social Network
Nachdem die reißerische Überschrift nun erfolgreich die Aufmerksamkeit auf sich gelenkt hat, erst einmal einen Gang zurück schalten. Ist es heute überhaupt noch möglich in einem Internet-affinen Umfeld vollständig auf Social Networking zu verzichten? Gerade in der Medienbranche fällt dies aus beruflicher Sicht sehr schwer. Man kann sich nur mühsiger auf dem Laufenden halten, mit Kollegen aus aller Welt austauschen und erfährt entscheidende Details oft erst später falls überhaupt.
Im privaten Sektor scheiden sich die Geister. Einige Studien unter Schülern und Studenten schrieben in jüngster Vergangenheit von einer regelrechten gesellschaftlichen Isolation während der Versuchslaufzeiten, andere sprechen von erfolgreichen Absprüngen ohne etwas zu vermissen.
Ob und in wie weit man auf Social Network-Plattformen verzichten kann muss letzten Endes ohnehin jeder für sich entscheiden. In meinem Falle habe ich nach einigen Tagen des Überlegen einen Entschluss gefasst und in vielen Bereichen einen Schlussstrich gesetzt. Die Lokalisten waren noch zu Schulzeiten, kurz nach Entstehung der Plattform meine erste Plattform, die mich allerdings nie wirklich mit gerissen hat. Das Profil wurde alle paar Wochen oder Monate sporadisch besucht, selten mal aktualisiert.
Das nächste Große Netzwerk stellte für mich Wer kennt Wen dar, das bis zum heutigen Tag auch fast täglich aufgesucht wurde, wenngleich es sich in letzter Zeit als Zeitverschwendung erwies. Aktuell nimmt Facebook den Platzhirsch ein. Skandale und Aufrufe des Datenschutzes wegen hin oder her, stellt dies von allen Plattformen die einzig wirklich aktive dar, die sich mit meinen Interessengebieten identifizieren kann. Davor und Danach kamen noch viele kleinere, sehr viel unbedeutendere auf denen ich ebenso nie wirklich Fuß fassen konnte.
Nun liegen diese Geschehnisse hinter mir. Da entweder ich oder meine Kontakte und Gruppen über Monate hinweg kaum mehr Aktivität aufweisen, die regelmäßigen Logins aber Zeit fressen, und auch das Image welches ich im Netz tragen möchte, nicht von veralteten Profilangaben profitiert, war mein gewählter Schritt der vollständige Austritt.
Um kurz nach 12 Uhr heute Mittag wurde der letzte Account auf einer Social-Network-Plattform zur Löschung freigegeben. Geblieben sind mir von über einem Dutzend Netzwerken nun nur noch Facebook, Xing und Twitter, um mich über die technischen Entwicklungen auf dem Laufenden zu halten.
Während der Löschung fiel es deutlich auf dass dies stellenweise gar nicht so einfach von statten geht. Die Verweise um Profile zu löschen (oder auch nur zu deaktivieren) sind mitunter recht gut versteckt. In zwei Fällen musste ich Google befragen um einen Direktlink zu finden der sich ansonsten sehr gut in den Hilfeseiten versteckt gehabt hatte. Doch damit ist es dann auch noch nicht getan. Der Löschung folgt eine Email die man zu bestätigen hat, und selbst nach dieser Bestätigung verweilt der Account in vielen Fällen noch zwischen 48 Stunden und ganzen 14 Tagen! Sobald zwischendurch ein Login durchgeführt, oder auch nur eine mit dem Konto verknüpfte Anwendung Daten gesandt bekommt, gilt das Konto wieder als reaktiviert.
Fortgehen unerwünscht
Warum ist das so? Warum wollen Betreiber dass der Besucher es möglichst schwer hat sich von der Plattform zu trennen?
Dies hat zwei recht einfache Gründe. Der erste und weniger relevante Punkt betrifft die Gemüter der Nutzer. Ein schlechter Tag bei dem morgens der Kaffee übers Hems geschüttet wurde, das Auto eine Panne hatte, der Chef im Büro dicke Luft verbreitet hat. Und jetzt noch ein hämischer Kommentar eines Freundes? Nicht wenige Nutzer neigen in solchen Situationen impulsiv den Account löschen und das Netzwerk hinter sich lassen zu wollen. Am nächsten Tag sieht die Sache schon wieder ganz anders aus, man möchte schließlich wissen wie Andere auf den Kommentar reagiert haben. Aber wie wenn der Account nicht mehr verfügbar ist? Der Support kann in Einzelfällen auch kaum weiter helfen, wenngleich derlei Anfragen bestimmt häufiger vor kommen. Also muss sicher gestellt werden, dass der Benutzer genug Zeit findet um selbst bei impulsiven Entscheidungen noch einmal über den Schritt nachdenken zu müssen.
Für die Netzwerke viel wichtiger ist aber ein kalter Fakt. So lange der Account noch besteht, zählt er in allen Statistiken auch als aktives Mitglied und erhöht die Zahlen die gegenüber Investoren oder Werbepartnern genannt werden kann. Darüber hinaus verschicken nicht wenige Netzwerke in verschiedenen Abständen in Form von Newslettern oder Anwendungs-Benachrichtungen Emails an die Eigentümer der Accounts. Aber wie soll dem Benutzer eine neue Funktion schmackhaft, oder gar ein Angebot unterbreitet werden, wenn dieser nicht mehr erreicht werden kann? Darum gilt für Social Networks das Prinzip: Lieber ein deaktivierter Nutzer der noch einmal zurück finden könnte, als ein gelöschter Nutzer.
Ich für meinen Teil bin um viele jahrelange Altlasten erleichtert, erwische mich heute dabei in ruhigen Minuten instinktiv in den Lesezeichen auf die, nicht mehr vorhandenen Einträge klicken zu wollen, und werde künftig mehr Zeit haben um meine Aufmerksamkeit auf für mich gerade wichtige Dinge zu konzentrieren.
Solltest Du nicht konsequenterweise auch die SN-Linkleiste unter dem Beitrag rausnehmen oder auf die Netzwerke begrenzen, in denen Du „noch“ aktiv bist?
Ich denke das geht so schon in Ordnung. ;)
In den einigen davon war ich selbst noch nie. Aber warum soll ich anderen die Möglichkeit nehmen die Funktionen bequem zu nutzen?
Zumal ein Blog vom weiter erzählen lebt.
Na, ich hab‘ da ja als semi-konsequenter Social-Network-Vermeider zum Glück keine Probleme mit, ich habe aber auch noch nie Verstanden, warum man soetwas braucht. Ein „Trend“, der sang- und klanglos an mir vorbeigegangen ist. Schade das es mitlerweile kein Trend mehr ist.
Semi-konsequent deswegen, weil ich dann doch in Xing bin. Da ziehe ich auch tatsächlich Nutzen draus. Welchen Nutzen Facebook hat, habe ich nicht verstanden.